Auch Narben tragen Licht in sich

26.10.2025

"Auch Narben tragen Licht in sich."
Dieser Satz hat für mich eine tiefe Wahrheit.


Deshalb ja schon mein vorheriger Blogeintrag mit der Überschrift: "Ich bin nicht zerbrochen! Ich bin ein Mosaik aus Licht und Erfahrung."

Für mich erzählen Narben Geschichten.
 Von Verletzungen, von Verlusten, von Momenten, die unser Leben von einem Moment auf den anderen gravierend verändert haben. 

Sie erinnern uns daran, dass wir etwas erfahren haben, was uns tief verändert hat. 
Innerlich, wie äußerlich.


Meine eigene Narbe
Als ich nach meiner Hirntumor-OP erwachte, war nichts mehr wie zuvor.

Das Vertrauen in meinen Körper war sehr lange Zeit verschwunden. Denn Dinge, die früher selbstverständlich waren, waren plötzlich unmöglich für mich.

Da war die extreme Erschöpfung. Alles war so anstrengend.

Früher war eine warme Dusche einfach nur herrlich.

Doch noch Monate nach der OP, saß ich teilweise 30 Minuten auf dem Badewannenrand, bis endlich wieder Energie da war, um mich anzuziehen und mir die Haare zu föhnen.

…meistens waren diese in der Zeit schon getrocknet….



Viele Monate hatte ich Krankengymnstik oder Ergotherapie.
Früher hatte ich bis zu 4x in der Woche Sport gemacht, nun war ich nicht mal in der Lage 1 Minute auf dem Ergometer durchzutreten.

Dazu kamen Gleichgewichtsprobleme oder die Herausforderung, dass ich mich nicht mehr während des Gehens unterhalten konnte.
Es funktionierte einfach nicht.
Entweder ich kam schweigend vorwärts oder ich blieb stehen, um ein paar Worte zu sprechen.

Für mein Umfeld, war dies verständlicher Weise nicht nachvollziehbar. 

Für mich war es eine Katastrophe!
Vor allem, weil es mich im Innersten erschüttert hat, dass ich das nicht mehr konnte.
Ich könnte Dir noch ganz viele solcher Beispiele nennen.

Hast Du schon solche Erfahrungen gemacht?


Diese hinterlassen tiefe Spuren in uns und manchmal, sieht man kein Licht mehr, oder?


Wo war zeitweise das Licht hin verschwunden?
Diese Frage stellte ich mir oft.

Ja, ich war am Leben. Und doch fühlte es sich nicht wie Leben an. 

Die Lebensqualität war wie ausgelöscht. 
Mein Hoffnungsschimmer war so klein, dass ich ihn kaum sehen konnte.

Erst mit den Jahren änderte sich etwas.
Kleine Fortschritte brachten mir das Licht und damit größere Hoffnung auf Besserung zurück. 


Vor allem bin ich den Menschen an meiner Seite dankbar. 

Denen, die bei mir geblieben sind. Jene, die mir nicht übel und es persönlich genommen haben, wenn ich ein Treffen 5x absagen musste, weil ich einen schlechten Tag hatte und Zuhause bleiben musste.

Es war kein schneller Weg. Es war phasenweise ein echt trauriger Prozess. 

Aber in Minischritten ging es bergauf und ich lernte: Auch meine Narbe trägt Licht in sich.

Dankbarkeit für die dunkle Zeit
Heute, mit dem Blick zurück, empfinde ich sogar Dankbarkeit für diese dunklen Jahre.

Sie haben mir gezeigt, wie stark ich bin, auch wenn ich viele Tage hatte, an denen ich "Taschentuch-Feten" feierte, weil der Schmerz übermächtig war. 


Aber aufgeben war für mich niemals eine Option!

Und genau deshalb darf ich heute für andere Menschen eine Lichtbringerin sein.

Die OP, die damals alles gruselig für mich verändert hat, war aus heutiger Sicht ein Segen. 

Sie hat mich auf meinen Weg gebracht.
Zu einer Arbeit, die mich erfüllt und zu meinem Herzensanliegen geworden ist:
Menschen in ähnlichen Situationen zur Seite zu stehen.

Meine Botschaft für Dich
Vielleicht trägst auch Du Narben, sichtbar auf Deiner Haut oder unsichtbar in Deiner Seele.

Vielleicht fragst Du Dich, ob es jemals wie früher wird:

Meine Antwort aus eigener Erfahrung lautet "Nein".
Aber es wird anders und damit eventuell sogar besser!




Ich durfte lernen, dass der Maßstab von früher nicht mehr passte. 
Das ich mich und meine Erfolge nicht daran messen darf, was früher möglich war.
Das ich nun oft Höchstleisungen vollbracht habe, wenn man bedenkt, dass ich eine über 9 ½ stündige Hirntumor Operation überhaupt überlebt habe.

Narben sind keine Schlusspunkte, sondern Kapitel Deiner Geschichte. 

Sie können zu Fenstern werden, durch die Licht fällt. Unser Körper ist wie ein Geschichtsbuch. Er vergisst nichts, sondern bewahrt jede Erfahrung in sich. Doch eine Narbe ist immer nur ein Kapitel, niemals das ganze Buch.

Auch wenn es Zeit braucht, bis der Funke der Hoffnung sichtbar wird.

Irgendwann wird er sich ausbreiten, größer werde und dann geht es auch für Dich wieder bergauf.

Vielleicht ist es auch für Dich ein sehr tröstlichen Gedanken:
Die Narbe ist nicht das ganze Leben, sondern ein Teil unserer persönlichen Geschichte.

Deshalb begleite ich Menschen voller Hingabe

Wie Rumi sagte: "Die Wunde ist der Ort, an dem das Licht in Dich eintritt."


Genau darin liegt die Essenz meiner Arbeit.
Deshalb begleite ich Menschen voller Hingabe, weil ich weiß, dass auch aus Narben, Verletzungen und Brüchen neues Licht entstehen kann. 

Für mich ist es eine Herzensaufgabe, anderen beizustehen, bis sie dieses Licht in sich selbst wieder spüren.

"Aus dem Leiden sind die stärksten Seelen hervorgegangen,
die gewaltigsten Charaktere sind mit Narben gezeichnet."
(Khalil Gibran)